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Yamas und Niyamas - 2 der 8 Übungsthemen im Yoga


Yamas und Niyamas bilden die Grundlage der Yoga Praxis. Sie sind die Grundlage des Umgangs mit anderen Menschen, mit der Natur und mich sich selber. Die Yamas und Niyamas werden in den Versen 30-45 im zweiten Kapitel des Yoga Sutras von Patanjali beschrieben.

Die Yamas und Niyamas sind 2 von acht Übungsthemen.

Weitere Übungsthemen sind Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhynam und Samadhi. Dies sind die verschiedenen Glieder des ganzheitlichen Yogaweges und sind in ihrer Wichtigkeit gleichwertig. Sie stellen eine Umschulung des Verhaltens dar, die sich an sechs verschiedene Ebenen der Persönlichkeit richtet. Yama umfasst das Verhalten gegenüber der Natur und anderen Menschen, Niyama umfasst den Umgang mit der eigenen alltäglichen Energie. Diese beiden Übungsthemen können eher der äußeren Ebene der Persönlichkeit geordnet werden. Asana, der Umgang mit dem Körper, Pranayama, der Umgang mit dem Atem, Pratyahara, der Umgang mit den Sinnen sind weitere Übungswege, die auch die äußeren Ebenen ansprechen und langsam zu den subtileren Ebenen umgehen. Dharana, Dhyana und Samadhi beinhalten den Umgang mit dem Geist und sind daher der subtileren Ebene der Persönlichkeit zu zuordnen. Diese Übungswege bedeuten ein ganzheitliches Üben. Eine Umschulung des Verhaltens auf einer Ebene beeinflusst das Verhalten auf allen Ebenen und motiviert zu einem bewussten Üben auf allen Ebenen. Diese 8 Übungsthemen sind somit die Basis der spirituellen Praxis und begleiten uns durch unser ganzes Leben.


Yama ist der erste Übungsweg. Dazu gehören fünf Regeln, die unser Verhalten gegenüber anderen Menschen und der Natur definieren.


Die Verse 35-39 vom Yoga Sutra beziehen sich auf die Yamas.

In der Nähe eines Menschen, der Meisterschaft in Ahimsa (Gewaltlosigkeit) erlangt hat, wird Feindseligkeit nicht gedeihen.

Dieser Vers wird mit folgendem erläutert: Um denjenigen, der in aller Konsequenz Aggressivität vermeidet, bildet sich eine Insel der Friedfertigkeit.

Bei den Menschen, die Saty (Wahrhaftigkeit) gemeistert haben, gehen die eigenen Aussagen und Handlungen stets in Erfüllung.

Dieser Vers wird mit folgendem erläutert: Wer stets ehrlich in seinen Äußerungen ist, wird auch die richtigen Entscheidungen für sein eigenes Handeln finden.

Alle Kostbarkeiten werden dem zuteil, der in Asteya (im Nicht-Stehlen) verwurzelt ist.

Dieser Vers wird mit folgendem erläutert: Wer die Rechte anderen Menschen nie verletzt, wird reichlich belohnt.

Derjenige, der im Bewusstsein des Brahma (der Allseele) handelt, gewinnt große Energie.

Dieser Vers wird mit folgendem erläutert: Wird die eigene emotionale Empfindlichkeit betrachtet, ohne den Bezug zum gewählten Übungsweg zu verlieren, weckt die große Energie.

Wer stabil in der Umsetzung von Aparigraha (Anspruchslosigkeit) ist, erfährt alles über seine Vergangenheit und seine vergangenen Leben.

Dieser Vers wird mit folgendem erläutert: Wer sich konsequent der Anhäufung von Besitz jeglicher Art widersetzt, bleibt sich selbst treu.


Niyama ist der zweite Übungsweg und auch dazu gehören wieder fünf Regeln. Dieses Mal definieren diese den Umgang mit uns selbst.





Die Verse 40 - 44 vom Yoga Sutra beziehen sich auf die Yamas.

Reinigung führt im Verhältnis zum eigenen Körper zu einem Abstand und zur Unberührtheit von anderen Menschen und äußeren Dingen.

Dieser Vers wird mit folgendem erläutert: Am Leib, in den Gedanken und in der Sprache nie unrein zu werden, lehrt großen Abstand.

Auch die Klärung des Citta (des meinenden Selbst) und die Fähigkeit zum positiven Denken, zur Ausgerichtetheit, zur Kontrolle über die Sinne und zur Wahrnehmung des Inneren gehen aus der Reinigung hervor.

Dieser Vers wird mit folgendem erläutert: Am Leib, in den Gedanken und in der Sprache nie unrein zu werden, läutert den Geist, entfaltet Optimismus, unterstützt die Konzentration und Willenskraft und führt zu Selbsterkenntnis.

Aus Zufriedenheit geht unvergleichliches Glück hervor.

Dieser Vers wird mit folgendem erläutert: Konsequent zufrieden bleiben bringt grenzenloses Glück.

Durch Selbstdisziplin und das Reduzieren von Unreinheiten entfalten sich der Körper und die Sinne zu Ihrer Vollkommenheit.

Dieser Vers wird mit folgendem erläutert: Die Wachheit des Körpers und der Sinne gehen aus einem disziplinierten Lebensstil hervor.

Das Selbststudium führt zu einer Verbindung mit Bildern und Themen, die uns auf den spirituellen Weg lenken können.

Dieser Vers wird mit folgendem erläutert: Wer sich fortwährend bemüht, das Leben zu verstehen, wird auch die eigene Aufgabe im Leben verstehen.


Die Yamas und Niyamas sind Bausteine einer regelmäßigen bzw. täglichen Praxis auf dem eigenen spirituellen Weg. Jedem Menschen, der sich auf dem Yoga-Weg befindet, steht es frei sich mit den Yamas und Niyamas auseinanderzusetzen. Diese sollten für sich interpretiert und mit der eigenen Lebenssituation in Einklang gebracht werden. Als Teil der 8 Übungswegen bieten sie den Menschen die Basis für das eigene Verhalten gegenüber sich selbst, anderen Menschen und der Natur.

Die Verse auf dem Yoga Sutra bieten eine Orientierung, um die Yamas und Niyamas für sich selbst zu interpretieren. Durch die eigene Interpretation und Anpassung an die eigene Lebenspraxis verbunden mit einem sehr selbstreflektieren Handeln werden die Menschen durch die tägliche Übung geschult aus ihren Klesas herauszukommen.

Wir, Menschen, lernen bereits in unserer Kindheit ein Wertesystem kennen. Das Wertesystem orientiert sich hauptsächlich an den Werten der Eltern, der Schule und natürlich auch der Allgemeinheit, da das gesellschaftliche Leben oftmals vom politischen Wertesystem des Landes, in dem der Mensch lebt, geprägt wird. In Deutschland leben wir nach einem Wertesystem, was zum Teil sehr durch den christlichen Glauben geprägt ist. Auch hier finden sich Werte wieder wie „Du sollst nicht stehlen“ oder „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Oftmals werden diese Werte auch mit Schlagworten beschrieben, wie Ehrlichkeit, Treue, Frieden oder Familie. Ab einer gewissen Bewusstseins-Ebene sind wir in der Lage unser Verhalten an unseren eigenen Werten auszurichten. Je früher wir unsere eigenen Werte definieren, desto länger können wir uns darin üben diese auch in unserem Leben zu praktizieren. Die Werte bieten uns eine Art Landkarte bei der Orientierung unseres Handelns. Sobald wir unsere eigenen Werte definieren, können wir aber auch in Wertekonflikte geraten. Diese Konflikte können dadurch entstehen, dass die Menschen in unserer Umgebung nach anderen Werten leben, die Politik andere Werte vorgibt oder die früher erlernten Werte einen inneren Konflikt auslösen können. Auf einen solchen inneren Konflikt wird meiner Meinung nach auch im Yoga Sutra eingegangen, da auch darübergeschrieben wird, dass die Yamas und Niyamas nicht sofort gewaltsam umgesetzt werden müssen, sondern durch regelmäßiges Praktizieren zum natürlichen Verhalten werden.

Die Integration der Yamas und Niyamas ins eigene Leben erfordert im ersten Schritt eine bewusste und nachhaltige Entscheidung. Diese Entscheidung kann großen Einfluss auf den weiteren Lebensweg haben und auch oder vielleicht sogar vor allem sich schon stark auf die aktuelle Lebenssituation auswirken. Gerade in Ländern, die eine sehr materielle geprägte Gesellschaft haben, kann Aparigraha im ersten Moment für einige Menschen mit einem großen Verzicht gleichstehen. Dabei ist, meiner Meinung nach, allerdings auch wieder zu berücksichtigen, das im Yoga Sutra selber steht, dass die Übungswege sich auch immer an die aktuelle Lebenssituation anpassen lassen. Hier wird ein Beispiel von einem Handelsmann aufgeführt. Dieser kann aufgrund seiner Tätigkeit, das Horten von Gegenständen nicht unterlassen, da er sonst nicht mehr seiner Tätigkeit als Handelsmann nachgehen kann. Somit kann, meiner Ansicht nach, das Leben mit den Yamas in einer eher materialistischen Gesellschaft eher mit einem übermäßigen Konsum und dem damit verbundenen Anhäufen von Besitz in Verbindung gebracht werden.

Die Yamas und Niyamas hängen aus meiner Sicht stark voneinander ab, oder anders ausgedrückt, sind sehr miteinander verbunden. Die Yamas geben uns eine Orientierung für unser Verhalten anderen Menschen und der Natur gegenüber. Die Niyamas geben uns die Orientierung für unser Verhalten uns selbst gegenüber. Sind wir in der Lage die Niyamas zu leben, wird sich dadurch ohne Zweifel auch unser Verhalten anderen Menschen und der Natur gegenüber verändert. Geben wir unserem Verhalten uns selber gegenüber die selbe Wichtigkeit wie dem Verhalten anderen Menschen gegenüber, leben wir im Einklang mit uns selbst und anderen gegenüber. Dadurch verringern wir Gefühle der Trennung, der Selbstzweifel, der Reue und auch der Aggressivität.

Nicht ohne Grund heißt es immer wieder „ändere dein Innenleben, dann ändert sich auch die Außenwelt“ oder „sei du die Veränderung, die du der Welt wünscht“.

Durch die Niyamas integrieren wir Gefühle wie Reinheit, Zufriedenheit, Optimismus, Wachheit, Disziplin und Glück. Diese Gefühle beeinflussen unser Verhalten und führt unweigerlich zu Ehrlichkeit und Friedfertigkeit. Was wiederrum Bestandteile der Yamas sind. Dies zeigt einen kausalen Zusammenhang, welcher sich auch in den anderen Übungswegen wiederfindet.



Quelle: Verse sind aus dem Buch "Das Yogasutra nach Patanjali"; Das Bild ist von pixabay.de

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